Dienstag, 24. Juli 2012

Schlangeneinbildung

Oft wenn ich im Supermarkt an der Kasse stehe, ärgere ich mich, dass ich mir noch nicht das T-Shirt gemacht habe mit der Aufschrift: "Bitte entschuldigen Sie, dass Sie mit mir nun in der langsamsten Schlange stehen!" Man kann eigentlich machen, was man will - der "Referenzkunde" in der anderen Schlange wird grundsätzlich früher bedient als man selbst.

Die Feinheiten der Relativität der Gleichzeitigkeit ermöglichen es übrigens, dass dieses Phänomen (auch bekannt als Murphys Gesetz) jeden trifft - selbst den Referenzkunden in dessen Realität. Es gibt daher nur eine Möglichkeit, diesen Missstand zu beseitigen: Es darf grundsätzlich nur eine Schlange gebildet werden. Dann steht man zwar immer noch grundsätzlich in der Langsamsten, aber man muss auf niemanden mehr neidisch sein. Höchstens auf die Leute vor einem. Aber ich schweife ab.

"Nur eine Kasse? Das geht doch nicht! Dauert doch voll lange!" könnte man jetzt meinen. Ich habe aber nicht von der Kasse gesprochen, sondern nur von der Schlange. Mancherorts kann man das Prinzip ausprobieren.

Nehmen wir z.B. meinen Frisör. Ich möchte den Namen nicht nennen, aber er ist in mehreren Städten vertreten. Ich sehe nicht so unglaublich gut aus, weil mein Frisör die Haare so toll schneidet, nein. Weil man dort eine Nummer zieht und der Reihe nach aufgerufen wird, deshalb sehe ich so unglaublich gut aus.

Ein weiteres Beispiel ist ein Logistikunternehmen, das ich ab und zu beanspruche. Ich möchte den Namen nicht nennen, aber es ist in mehreren Städten vertreten. Dort gibt es mehrere Kundenschalter aber nur eine Schlange. Wer am längsten wartet kommt als nächstes dran.

Es ist zwar etwas utopisch, weil wirklich jeder mitmachen müsste, aber ich fände es schön, wenn sich die Einzelschlange etablieren würde. Am Pfandautomaten, im Fastfoodrestaurant und wo immer sich sonst noch parallele Schlangen bilden, wo's grundsätzlich bei den anderen Schlangen schneller vorangeht.

Donnerstag, 26. Januar 2012

Abwärts

Mein Arbeitsplatz ist oben. Also, nicht im Erdgeschoss. Jeden Morgen steige ich die Treppe fünf Stockwerke hoch. Also, wenn wir keinen Fahrstuhl hätten. Aber wir haben ja zum Glück einen Fahrstuhl. Also, zwei.

Morgens kommt ein Kollege nach dem anderen ins Gebäude spaziert, ruft den Fahrstuhl, wartet auf ihn, steigt ein, fährt hoch, steigt aus. Die Dauer dieser Abfolge lässt sich verkürzen, indem man eine längere Aktion in der Mitte durch eine Kürzere am Ende ersetzt: statt unten auf den Fahrstuhl zu warten, schickt man ihn wieder runter, wenn man oben angekommen ist.

Einmal musste ich so lange auf den Fahrstuhl warten, dass ich beinahe die Treppe genommen hätte, Alter!